„Stifterwille mit Füßen getreten“
Koenig-Retrospektive: Initiator erhebt massive Vorwürfe gegen OB Putz
Von Uli Karg
Vor der heutigen Sitzung des Kultursenats, in der es auf Antrag der Grünen auch umdie Rolle der Stadt bei den Planungen einer Fritz-Koenig-Retrospektive in den Uffizien in Florenz gehen soll, hat sich Alexander Rudigier, Londoner Kunsthändler und Initiator der Ausstellung, mit einer Stellungnahme an die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats und an die Mitglieder des Stiftungsvorstands gewandt. Das entsprechende Schreiben liegt auch unserer Zeitung vor. Darin erhebt Rudigier massive Vorwürfe gegen OB Alexander Putz (FDP).
Wie berichtet hatte Rudigier (der als enger Vertrauter Koenigs und intimer Kenner von Leben und Werk des Künstlers gilt) der Stadt den Vorschlag einer großen Koenig-Retrospektive in den Uffizien gemacht. Nicht zuletzt deshalb, weil der Leiter der Uffizien, Dr. Eike Schmidt, ein sehr guter Bekannter von Rudigier ist. Gleichzeitig teilte Rudigier diese Idee auch Reinhard Sax und Prof. Reinhold Baumstark, Geschäftsführer der Stiftung und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsvorstands, mit. Nachdem Rudigier dann erfahren hatte, dass Baumstark sich in den Uffizien als alleiniger Ansprechpartner für die Ausstellung vorgestellt hatte, schrieb er ihm einen geharnischten Brief. Da dieser ohne Antwort blieb, leitete Rudigier den Brief an Putz weiter, der auch Vorsitzender der Koenig-Stiftung ist. Putz wiederum fand den Duktus dieses Briefes derart ungeheuerlich, dass er seinerseits Rudigier schriftlich mitteilte, dass „unter den nun gegeben Umständen“ eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Dabei berief Putz sich auf einen einstimmigen Beschluss des Stiftungsvorstands, den er auch über eine Pressemitteilung der Stadt öffentlich kommunizierte.
Dieser einstimmige Beschluss, schreibt Rudigier jetzt, „ist, wie mir von mehreren Seiten mitgeteilt wurde, offensichtlich niemals gefasst worden“. Und weiter: „Herr Altoberbürgermeister Josef Deimer hat sich meines Wissens sogar schriftlich dagegen verwahrt.“ In einem Interview mit dem Wochenblatt hatte Putz vergangene Woche im Zusammenhang mit Rudigiers Demission nicht mehr von einem einstimmigen Beschluss gesprochen.
Vielmehr sagte er: „Ich habe dann dem Stiftungsrat vorgeschlagen, Rudigier einen Brief zu schreiben und ihm mitzuteilen, dass (...) wir nicht mit ihm zusammenarbeiten werden (...).“
Was die Rolle der Stiftung bei der Retrospektive betrifft, beruft sich Rudigier auf „eine beglaubigte Abschrift der Stiftungsverträge, die ich 2010 von Fritz Koenig erhalten habe“. Demgemäß habe er bei der Vorbereitung dieses Projekts zunächst Kontakt mit der Leiterin des Skulpturenmuseums, Stefanje Weinmayr, aufgenommen. Nach einer „grundsätzlichen Zusage“ von Schmidt habe er Sax und Baumstark informiert, daraufhin habe ein persönliches Gespräch mit Oberbürgermeister Putz und Stadtdirektor Andreas Bohmeyer stattgefunden. Eike Schmidt habe in seiner Zusage an Putz „ausdrücklich“ darauf hingewiesen, „dass sein einziger Partner die Institution Skulpturenmuseum sein muss“.
Was seine eigene Rolle bei der Retrospektive betrifft, schreibt Rudigier:„Ich habe nicht nur den Kontakt zu den Uffizien hergestellt, sondern mit Frau Weinmayr auch das grundlegende inhaltliche Ausstellungskonzept vorbereitet, wie es von Herrn Dr. Schmidt übernommen wurde.“ Der Katalogteil solle von „engen Weggefährten des Bildhauers“ verfasst werden, „und nicht nur von Zaungästen am Ganslberg (das Anwesen Koenigs bei Altdorf, Anm. d. Red.)“. Für essenziell hielten es Schmidt wie auch er, dass die Ausstellung nach New York weiter wandere, „dem für die internationale Etablierung eines Künstlers entscheidenden Ort“. Zu keiner Zeit habe er versucht, seine Beteiligung zu einer Bedingung zu machen. „Um Leihgaben aus meinem Besitz geht es mir nicht.“
Zuletzt, und am schärfsten im Ton, thematisiert Rudigier die von Putz geplante Eingliederung des Skulpturenmuseums in die städtischen Museen, nur wenige Monate nach dem Tod von Fritz Koenig.
Dies habe der Stifter selbst „vehement“ abgelehnt. Hier, so Rudigier weiter, werde die Doppelposition von Putz als Oberbürgermeister und Vorsitzender der Stiftung problematisch: „Als Vorsitzender der Stiftung kann er schlechterdings den Willen des Stifters nicht derart mit Füßen treten.“
Im Sinne des Stifters Prof. Fritz Koenig?
Diese Frage wirft der Kunsthändler Alexander Rudigier in Sachen Museumsleitung auf. 
Foto: Peter Litvai





